Hydroponik

Was ist das? Welche Systeme gibt es? Warum machen wir NFT?

Was ist Hydroponik?

Hydroponik ist ein Sammelbegriff für verschiedene Anbaumethoden, bei denen Pflanzen nicht in Erde, sondern in Wasser angebaut werden. In diesen Systemen sind die Wurzeln direkt im Kontakt mit einer Wasser-Nährstoff-Lösung. Zum besseren Verständnis von Hydroponik werden wir uns nun zuerst ansehen, welche Funktionen Erde beim klassischen Anbau übernimmt - und wie diese hier ersetzt werden:

  • Nährstoffe: Die Nährstoffe werden (i.d.R. durch flüssigen Dreikomponenten-Dünger) direkt dem Wasser beigemischt, dadurch kann eine sehr gleichmäßige und optimale Nährstoffzufuhr erreicht werden.
  • pH-Wert: Zur effektiven Aufnahme von Nährstoffe benötigen Pflanzen einen bestimmten pH-Wert. Beim Anbau in Erde reguliert diese den pH-Wert, in Hydroponik-Systemen muss also auf einen passenden pH-Wert der Nährstofflösung geachtet werden.
  • Wasserzufuhr: Durch den direkten Kontakt der Wurzeln mit der Nährstofflösung ist eine ausreichende Wasserzufuhr immer sichergestellt.
  • Sauerstoff: Pflanzen benötigen auch an ihren Wurzeln Sauerstoff ([Quelle]), bei zu wenig Sauerstoffzufuhr besteht zudem die Gefahr für Wurzelfäulnis. Die Sauerstoff ist einer der kritischten Punkte beim Hydroponik-Kulturen - je nach System wird das Wasser durch einen Pumpe mit Sauerstoff angereichert oder erhält Sauerstoff durch Zirkulation im System.
  • Halt: In der Regel werden die Pflanzen beim hydroponischen Anbau in Netztöpfe gesetzt und mit etwas Substrat (bspw. Tonkügelchen) bedeckt, das der Pflanze Halt gibt.

Gegenüber dem klassischen Anbau bietet Hdroponik einige entscheidende Vorteile:

  • Platzsparender Anbau: Anbau je nach System oft vertikal möglich.
  • Niedriger Wasserverbrauch: Der Wasserverlust durch Verdunstung über die Erdoberfläche und Versickerung entfällt.
  • Bessere Erträge als beim klassischen Anbau [Quelle].
  • Geringer manueller Pflegeaufwand: Die manuelle Pflege beschränkt sich meist auf das Nachfüllen der Wasser-Nährstoff-Lösung und die Kontrolle der Nährstoffkonzentration. Die Nährstoffzufuhr und die Ernte können zudem gut automatisiert werden.
  • Anbau Indoor auch außerhalb der normalen Saison möglich.
  • Schädlinge und Krankheiten aus der Erde an den Wurzeln können vermieden werden. (Quelle)

Verschiedene Hydroponik Systeme

Deep Water Culture

Die Deep Water Culture (DWC) oder auch Tiefwasserkultur ist ein Hydroponik System, bei welchem die Wurzeln der Pflanzen dauerhaft in einer Nährstofflösung hängen. Die Pflanzen werden so mit Wasser und Dünger versorgt, benötigen aber zusätzlich noch ausreichend Licht. Gepflanzt werden die Pflanzen in passende Netztöpfe und mit erdfreiem Substrat versetzt. (1) (2)

Aquaponik

Das Aquaponik System verbindet die Aquakultur, also die Aufzucht von Wassertieren, wie Fischen, mit der Hydroponik. Die Extremente aus der Fischaufzucht dienen dabei als Nährstoffe für die Pflanzen. Die benötigen Nährstoffe werden so lediglich aus dem Fischfutter gewonnen. In dem geschlossenen Kreislaufsystem findet im Gegensatz zum offenen deutlich weniger Wasserverbrauch statt, da in diesem das Wasser lediglich aufbereitet und wiederverwendet wird. (3) (4)

Aeroponik

Bei der Aeroponik Methode ist Luft (Aero) der wesentliche Bestandteil. Die Pflanzen sind so fixiert, dass die Wurzeln in der Luft hängen und mit einem nährstoffangereicherten Nebel besprüht werden. Dadurch werden ideale tropische Bedingungen nachgebildet, bei welcher die Pflanzen optimal mit Sauerstoff versorgt werden. (5) (6)

Warum machen wir NFT?

Die Nutrient Film Technique (NFT) ist eine der üblichsten Hydroponik-Formen und wurde 1965 von Allen Cooper entwickelt (7) . Dabei hängen im Gegensatz zu anderen Hydroponik-Systemen die Wurzeln nicht komplett im Wasser, sonder berühren den mit Nährstoffen versetzten dünnen Wasserfilm nur mit den Wurzelspitzen. Meistens werden zur Kontruktion eines NFT-Systems Rohre aus Plastik genutzt, in die auf der Oberseite Löcher gebohrt werden, wohinein ein Netztopf gehangen wird.

Die Rohre werden häufig übereinander mit circa 1-5% Steigung angebracht, sodass das Wasser selbstständig durch das System läuft, sobald es einmal an den höchsten Punkt gepumpt wurde. Ist es einmal durch das System gelaufen, landet es in einem Wasserreservoir, von dem aus es wieder nach oben gepumpt wird und so schließt sich der Kreis.

NFT hat einige Vorteile gegenüber anderen Hydroponik-Systemen, weswegen wir uns für diese Technik entschieden haben:

  • zirkulierendes Wasser -> besonders geringer Wasser- und Nährstoffverbrauch plus genügend Sauerstoff im Wasser (8)
  • leicht vertikal anzuordnen -> platzsparend und super für Urban-Gardening
  • einfache Handhabung und Konstruktion
  • Pflanzen gut zugänglich -> leichte Überprüfung der Gesundheit
  • gut skalierbar (Anzahl der Pflanzen, Abstand der Töpfe, Höhe, Breite etc.) und erweiterbar

Es gibt natürlich aber auch einige Dinge, auf die man im Betrieb achten muss und schon in der Konzeption bedenken sollte:
  • Wasserzirkulation muss zuverlässig am Laufen gehalten werden, sonst können die Wurzeln Schaden nehmen
  • am besten für kleine, leichte Pflanzen geeignet (eher Salat als Tomaten z.B.)
  • zu hohe Wassertemperatur kann Pflanzen schade -> Tank und Rohre hell gestalten
  • bei Pflanzen, die weiter unten im System stehen, kommen potentiell weniger Nährstoffe an (9)

Substrate und Nährstoffe
Substrate 

Um Pflanzen aus Samen für das Hydroponik System großziehen zu können, verwenden wir ein Substrat, in das die Samen eingepflanzt werden. Für jedes System und die persönlichen Anforderungen gibt es Substrate, welche besser passen als andere.

Kationenaustauschkapazität

Ein Aspekt bei der Auswahl des passenden Substrates ist die Kationenaustauschkapazität. Diese beschreibt, wie gut oder schlecht das Substrat Nährstoffe speichern und an die Pflanze abgeben kann.

Sauerstoff- und Wasserstoffversorung

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der zu beachten ist, ist die Sauerstoff- und Wasserversorgung, die ein Substrat gewährleisten kann. Die Luftkapazität ist wichtig, damit die Pflanze ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann, dies ist abhängig vom Porenvolumen und der Porosität.

PH-Wert

Außerdem sollte das Substrat pH-Neutral sein. Der pH-Wert gibt die Konzentration der Wasserstoff-Ionen an und bestimmt damit über die Verfügbarkeit der Nährstoffe für die Pflanze (10).

Weiters unterscheiden sich die Substrate je nach Preis, Umweltfreundlichkeit sowie Handhabung.

Hier eine Übersicht über ein paar der wichtigsten Eigenschaften von verschiedenen Substraten (11):

Name Vorteile Nachteile
Kokosnuss-fasern Organisch, pH-neutral, Hohe Wasserkapazität Hohe Feuchtigkeit
Perlit (vulkanisches Glas) Hohe Luftkapazität, pH-neutral Niedrige Wasserkapazität
Vermicult (Schichtsilikat) Hohe Wasserkapazität, guter Nährstoffspeicher Hohe Feuchtigkeit
Blähton Hohe Luftkapazität, pH-neutral, langlebig Niedrige Wasserkapazität, hohes Gewicht
Kokoschips Hohe Luftkapazität, guter Nährstoffspeicher Hohe Feuchtigkeit
Holzspäne Organisch, kostengünstig, pH-neutral Niedrige Wasserkapazität, schwimmt
Reishülsen Hohe Luftkapazität, kompostierbar Mangangehalt -> pH abhängig, Erneuerung regelmäßig erforderlich

Nährstoffe

Da die Pflanzen nicht in Nährstoffreicher Erde wachsen, ist es wichtig, dem Wasser wichtige Nährstoffe für das Pflanzenwachstum beizugeben.

Nährstoffkategorien

Hierbei unterscheiden wir zum einen in unentbehrliche Nährstoffe wie Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff sowie Makronährstoffe (Stickstoff, Phosphor, Schwefel, Kalium, Kalzium, Magnesium) und Spurenelemente (Bor, Kupfer, Eisen, Mangan, Molybdän, Chlor, Zink) (12).

Wachstums- vs. Blütezeitdünger

Je nachdem, in welchem Stadium sich die Pflanze befindet, benötigt sie bestimmte Nährstoffe mehr oder weniger. Hierfür gibt es so genannte Wachstumsdünger und Blütezeitdünger. Der Dünger wird mit dem Wasser vermischt, die Konzentration kann mit einem Leitfähigkeitsmesser bestimmt werden.

Unterschied mineralischer und organischer Dünger

Es wird zwischen mineralischem Dünger und organischem Dünger unterschieden. Zwar besteht organischer Dünger aus erneuerbaren Rohstoffen, jedoch ist der mineralische Dünger gerade für Anfänger durch seine leichte Handhabung mehr geeignet, auch wenn dieser einen höheren Energieverbrauch bei der Produktion verzeichnet und nur begrenzt natürlich abgebaut oder künstlich synthetisiert werden muss (12).


Voraussetzungen an Dünger:
  • Flüssig und wasserlöslich
  • Auf Etikett sollte Konzentration von Stickstoff, Phosphor und Kalium sowie Spurenelemente angegeben sein
  • Muss alle erforderlichen Elemente für Wachstum beinhalten
  • Wachstums-Dünger für den Anfang, dann Blütezeit-Dünger


Quellen:
(1) https://www.pflanzenfabrik.de/tiefwasser-kultur/
(2) https://www.hydroponik-urban-gardening.de/hydroponic-planters/deep-water-cultivation-indoor-outdoor-garten-dwc-sets/?L=1
(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Aquaponik
(4) https://www.aquakulturinfo.de/aquaponik
(5) https://de.wikipedia.org/wiki/Aeroponik
(6) https://www.pflanzenfabrik.de/aeroponik-einfuehrung/
(7) Christie, Emerson: Water and Nutrient Reuse within Closed Hydroponic Systems, Georgia Southern University, 2014:
(8) Michael Raviv and J. Heinrich Lieth: Soilless Culture, Elsevier Science 2008: https://www.sciencedirect.com/book/9780444529756/soilless-culture#book-info
(9) ebd.
(10) https://www.pflanzenfabrik.de/hydroponik-ph-wert/
(11) https://www.pflanzenfabrik.de/substrate-der-hydroponik/
(12) https://www.hydroponik-urban-gardening.de/hydroponik-leitfaden/duenger-hydroponik/?L=0



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